Anmerkung: Dies ist ein Artikel vom 8.10.2025 der ursprünglich auf www.socialistworld.net erschienen ist. Dies war bevor das Militär das Vakuum genutzt und die Macht übernommen hat. 

Madagaskar wurde von einer Welle von Protesten erschüttert, den größten ihrer Art auf der Insel seit 2009.

Die Demonstrationen begannen am 25. September, nachdem am 19. September zwei lokale Politiker*innen in der Hauptstadt Antananarivo festgenommen worden waren, die einen Protest gegen die chronischen Strom- und Wasserausfälle geplant hatten. Über die ursprünglichen Forderungen hinaus fordert die Bewegung nun den Rücktritt von Präsident Andry Rajoelina und Maßnahmen gegen korrupte Richter und Regierungsbeamte. Die Bewegung hatte Rajoelina bereits zur Auflösung seiner Regierung gezwungen, aber die Demonstrationen gingen weiter, mit der Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten selbst.

Ähnlich wie die jüngsten Bewegungen in Nepal und Marokko haben auch die Demonstrationen in Madagaskar einen jugendlichen Charakter. Sie wurden von einer Gruppe namens Gen Z Mada koordiniert, hauptsächlich über Facebook und TikTok. Gen Z Mada hat nun einen Lenkungsausschuss gebildet, um weitere Proteste zu organisieren. Die Zusammensetzung dieses Ausschusses ist noch unklar, was durch die Notwendigkeit erschwert wird, dass die Demonstrierenden angesichts der zunehmenden staatlichen Repressionen ihre Identität verbergen müssen.

Mehrere Gewerkschaften, darunter die größte des Landes, Malagasy Trade Union Solidarity, haben sich ebenfalls für die Bewegung ausgesprochen. Gleichzeitig haben auch kapitalistische Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident Marc Ravalomanana und der Oppositionsführer Siteny Randrianasoloniaiko die Demonstrationen unterstützt.

Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. 75 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze (laut Weltbank) und nur ein Drittel hat Zugang zu Elektrizität. Es ist offensichtlich, dass die Jugend Madagaskars diese Zustände nicht länger hinnehmen will und trotz staatlicher Repressionen bereit ist, für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Bislang wurden bereits 22 Menschen getötet und über 100 weitere schwer verletzt.

Nach dem Rücktritt Rajoelinas müssen die Jugend und die Arbeiter*innen entscheiden, welche Art von Gesellschaft sie aufbauen wollen, und sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie dorthin gelangen können. Bislang konzentrierten sich die Forderungen der Bewegung auf den Rücktritt von Rajoelina und die „Säuberung des Systems”. Dieses System ist der Kapitalismus! Und es kann nicht gesäubert werden, es muss in den Mülleimer geworfen werden.

Das ist die dringende Frage, mit der Arbeiter*innen und Jugendliche in Madagaskar und auf der ganzen Welt konfrontiert sind. Die Gewerkschaften sollten die Jugendbewegung nicht nur unterstützen, sondern sich an ihrer Seite engagieren und eine führende Rolle im Kampf für einen Systemwechsel übernehmen. Aktionen der Arbeiter*innenbewegung – bis hin zu einem Generalstreik – würden nicht nur die Regierung Rajoelina in die Knie zwingen, sondern auch mit spektakulärer Kraft demonstrieren, wer wirklich die Gesellschaft regiert.

Es stellt sich auch die Frage, wie man von einer spontanen Online-Bewegung zu einer wirklich demokratischen Massenpartei der Arbeiter*innen und Jugendlichen gelangt, in der Taktiken, Strategien und Programme diskutiert werden können. Eine solche Partei muss Nein zur Beteiligung pro-kapitalistischer Kräfte sagen und Ja zu einer Regierung aus Vertretern der Arbeiter*innen, der Armen und Unterdrückten! Nur die Arbeiter*innen und Jugendlichen können ein sozialistisches Madagaskar und eine sozialistische Welt aufbauen, indem sie sich mit der Arbeiter*innenklasse der Region, Afrikas und weltweit zusammenschließen.