Angesichts einer scheinbaren rechten Übermacht ziehen sich viele Linke aufs “Machbare” zurück.
44 Jahre kämpferische Arbeit Die Sozialistische Offensive hat eine lange Tradition von Kämpfen
Am Anfang von politischem Aktivismus stehen Wut, Ärger und der Wunsch, etwas zu verändern. Häufig beginnt es mit Unterschriftenlisten, Online-Petitionen, man geht auf Demos, wird aktiv in einer Gruppe. All das braucht Zeit (und Geld). Die Erfolge sind häufig bescheiden, weil die andere Seite mehr Geld und Macht hat. Manche ziehen sich dann frustriert zurück, andere versuchen, Nischen zu finden.
Von Sonja Grusch, SO Wien
Viele Organisationen haben die Analyse, dass die existierenden Probleme ihre Wurzeln im Kapitalismus haben. Aber weil der Endgegner so mächtig ist, konzentrieren sich viele Linke auf kleinteilige politische Arbeit: im Grätzel und um „erreichbares“. Auch die Wahlkämpfe von z.B. KPÖ und Links setzen auf Hilfe, vom Kauf einer Waschmaschine bis zur Reparatur des Fahrrades. Der Wunsch nach angenehmer Gesellschaft und danach, positive Ergebnisse unmittelbar zu erleben, ist verständlich. Doch über diese Art von “politischer” Arbeit geht zunehmend der Blick aufs große Ganze verloren. Weil man das Gefühl hat, man könne das System ohnehin nicht verändern, wird das Ziel zurückgeschraubt. Nun geht es darum, sich selbst und die anderen Aktivist*innen zu verändern. Die eigene Organisation soll ein angenehmer und sicherer Raum werden, ist doch die Welt “da draußen” geprägt von Diskriminierung und Übergriffen. Politische Gruppen werden damit immer mehr zu Freundeskreisen von Menschen, die sich ähnlich sind.
Eine Linke, die sich auf die kleinen Schrauben beschränkt, ist ungefährlich. Sie stellt die herrschenden Zu- und Missstände nur sehr oberflächlich in Frage, da sie die Ursachen personalisiert. Die Lösung ist allerdings nicht, überall das Etikett “revolutionär” drauf zu kleben und sich von den täglich stattfindenden Bewegungen und Kämpfen fernzuhalten, weil “echte” Veränderung erst im Sozialismus möglich sein wird. Das Ergebnis ist eine abgehobene Gruppe ohne Verbindung zu jenen Menschen, “für” die sie die Welt verändern will. Ändern wir die Welt, indem wir bessere Menschen werden (Idealismus) oder indem wir die Rahmenbedingungen verändern, damit alle bessere Menschen werden können (Materialismus): Das ist eine der wichtigsten philosophischen und damit auch politischen – Fragen: Politische Arbeit muss die täglichen Probleme und Kämpfe aufgreifen und die Verbindung zu den großen notwendigen Veränderungen, zum Sturz des Kapitalismus, herstellen. Und genau das ist es, was die Sozialistische Offensive und das Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale tun. Melde dich, wenn du Teil davon werden willst!
44 Jahre kämpferische Arbeit: Die Sozialistische Offensive hat eine lange Tradition an Kämpfen
Die Sozialistische Offensive und ihre Vorläuferorganisationen (SOV, SLP) war und ist seit 1981 Teil vieler politischer Aktivitäten, auch lokal und kleinteilig. Aber für uns war es immer wichtig, das Kleine mit dem Großen zu verbinden.
Von Laura Rafetseder, SO Wien
Den Kampf gegen Rassismus oder Frauenunterdrückung haben wir immer mit dem gemeinsamen Kampf für mehr Ressourcen und bessere Lebensstandards für alle verbunden. 2015 stellten wir in der Refugeebewegung der rassistischen Hetze der FPÖ ein Programm gegenüber, das zeigte, wo genug Wohnraum und Mittel für Bildung, Gesundheit für alle herkommen kann. Nur mit ausreichend Ressourcen kann verhindert werden, dass die einen gegen die anderen ausgespielt werden. Anstatt Rassismus zu ignorieren oder ihn nur auf moralischer Ebene zu bekämpfen, haben wir die Selbstorganisierung der Geflüchteten unterstützt und Druck auf die Gewerkschaften aufgebaut, Teil der Bewegung zu werden. Statt auf Schüler*innenhilfe und Stellvertreterpolitik haben wird zahlreiche Schulstreiks unterstützt und organisiert, gegen Abschiebungen und Kürzungen im Bildungsbereich. Mit der Schüler*innenaktionsplattform (SAP) organisierten wir Schulstreiks gegen die Sparpakete der großen Koalition in den 90er Jahren und 2000 haben wir den größten politischen Schulstreik der 2. Republik gegen FPÖVP organisiert.
Wir unterstützten und organisierten Kämpfe gegen Kürzungen, Sparpolitik, Betriebsschließungen und Personalabbau wir akzeptieren das Argument “es gibt keine Alternative” nicht. Denn es gibt eine sozialistische Alternative zum krisengebeutelten Kapitalismus. 2010 forderten wir “Verstaatlichung der Profite statt der Verluste”, als die maroden Banken zeitweise verstaatlicht wurden. Nach den Streiks gegen die Pensionsreform 2003 starteten wir die “Plattform für kämpferische und demokratische Gewerkschaften” um Betriebsrät*innen und Aktivist*innen zu vernetzen, die dafür einstehen. Die internationale kapitalistische Krise und die kapitalistische Standortlogik kontern wir auch organisatorisch als Teil des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale das auf der ganzen Welt aktiv ist. Dem Trend sich nur in losen Netzwerken zu organisieren, halten wir die Notwendigkeit von Arbeiter*innenparteien entgegen. Deren (Wieder)Aufbau unterstützen wir tatkräftig. Doch echte und dauerhafte Veränderung braucht den Bruch mit dem Kapitalismus und dafür braucht es eine revolutionäre Partei – und die bauen wir auf.
Diese beiden Artikel erschienen im Offensiv Nr. 21
