Die Jugend von heute sei verwöhnt und wolle nur konsumieren. Gleichzeitig wolle sie aber nicht arbeiten. Vor allem das Klischee von „faulen Student*innen“, die keine Ahnung von der„echten (Arbeits-)welt” hätten, hält sich hartnäckig.

Diese beiden Artikel erschien ursprünglich in der aktuellen Ausgabe von Offensiv (Nr. 17).

Von Anna Hiermann, SO Wien

Bei genauerer Betrachtung sind das Scheinargumente, die dazu dienen, die Arbeitskraft junger Menschen noch mehr auszupressen. Laut einer Umfrage der Arbeiterkammer arbeiten bereits 80% der Studierenden neben ihrem Studium, davon arbeitet ein Viertel sogar mehr als 35 Stunden pro Woche. Von Faulheit kann keine Rede sein. Durch die Inflation hat sich der Druck auf Studierende möglichst viel zu arbeiten, noch weiter erhöht.

Jugendliche sind durch Ausbildung und Job oft überlastet

Zahlreiche junge Menschen beginnen bereits in der Schule zu arbeiten. Zum einen, um sich das Taschengeld aufzubessern, oft aber weil sie bzw. die Familie Geld brauchen. Selbst wenn junge Menschen nicht wegen des Geldes arbeiten müssen, tun sie es trotzdem, weil viele Unternehmen bereits im Vorfeld Berufserfahrung erwarten. Außerdem müssen an berufsbildenden mittleren/höheren Schulen und in vielen Studien Praktika absolviert werden. Schüler*innen an BAFEPs (Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik) z.B. bekommen für Praktika praktisch nichts bezahlt, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Gerade, gegen Ende ihrer Ausbildung dienen Schüler*innen somit als kostenlose Arbeitskräfte in Kindergärten, Sozialeinrichtungen etc.. Beispiele wie diese zeigen, dass das Image der „faulen Jugend“ dazu dient, schlechte Arbeitsbedingungen zu rechtfertigen. Stattdessen müssen wir echte Verbesserungen erkämpfen, wie die Bezahlung von Praktika und finanzielle Absicherung während des Studiums, damit Lernen ohne “nebenbei” Arbeiten kein Privileg einer kleinen Minderheit ist.

Unbezahlt trotz Arbeit am Limit!

Das Bild von faulen Jugendlichen, die den Hals nicht voll kriegen und nur nach teuren Markenklamotten streben, ist weit verbreitet. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Jugendliche arbeiten hart und häufig unbezahlt – ohne ausreichende Anerkennung oder Entlastung. Die Wahrheit ist, dass die Jugend oft ausgebeutet wird, um Lücken in der Wirtschaft zu stopfen.

Von Alexander Weber, SO Wien

Jugend leistet enormen Beitrag – doch nur der Staat profitiert

Ein wichtiger Aspekt, der oft vergessen wird, ist das ehrenamtliche Engagement der rund 36.000 Jugendlichen, die in der Freiwilligen Feuerwehr tätig sind, sowie der vielen weiteren beim Roten Kreuz oder anderen Hilfsdiensten. Sie helfen in Katastrophenfällen, leisten Erste Hilfe und engagieren sich in ihrer Freizeit für die Gesellschaft. Doch obwohl sie unersetzbar sind, bleibt der Staat untätig, wenn es darum geht, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Umsetzung der Forderung, dass freiwillige Helfer*innen während eines Einsatzes bezahlten Sonderurlaub bekommen, ist längst überfällig.

Jugend stopft Löcher die der Staat öffnet

Unzählige Jugendliche “helfen” unbezahlt im Familienbetrieb. Noch weniger Beachtung finden die rund 43.000 Kinder und Jugendlichen, die regelmäßig ihre kranken oder pflegebedürftigen Angehörigen unterstützen. Diese stillen Held*innen, die oft nur zwischen 5 und 18 Jahren alt sind, übernehmen Aufgaben, die von der Haushaltsführung bis hin zur physischen und emotionalen Pflege reichen. Während die Auswirkungen auf ihre psychische und physische Gesundheit erheblich sind, gibt es nahezu keine Unterstützung von staatlicher Seite aus.

Ein weiterer besonders prekärer Bereich, in dem Jugendliche oft überlastet und unterbezahlt sind, ist der Zivildienst – sei es in der Pflege, im Rettungs- und Bildungswesen oder in gemeinnützigen Einrichtungen. Denn obwohl die Aufgaben verantwortungsvoll und oft belastend sind, ist die Bezahlung des Zivildienstes nicht existenzsichernd. Die sogenannte Grundvergütung liegt bei ca. 585 Euro pro Monat, welche, trotz Anstieg in den letzten Jahren, immer noch deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Für junge Menschen, die bereits eine Familie haben oder sich selbständig finanzieren müssen, ist dies schlichtweg unzureichend.

Tatsache ist: Der Staat streicht seit Jahrzehnten bei öffentlichen Leistungen. Unzählige Erwachsene und Jugendliche füllen un- oder unterbezahlt die Riesenlöcher. Extraprofite für die Reichen, Extrastress für uns!

  • Es ist an der Zeit, diese Leistungen nicht nur anzuerkennen, sondern auch dafür zu kämpfen, dass sie endlich ordentlich bezahlt werden!