Bei Nacht und Nebel wurde ein Abschluss für den Metallsektor erzielt, dessen wesentliches Feature ist, dass die Warnstreiks abgesagt wurden und dass die Kolleg/innen damit Reallohnverluste hinnehmen müssen. Er liegt im Durchschnitt sogar unter der 8% Grenze auf die sich die Betriebsrät/Innenkonferenz am 2.11. festgelegt hatte. Wenn die Warnstreiks durchgezogen worden wären, hätten zehn Prozent erkämpft werden können.
Dazu sagen muss man: In der Metallindustrie ist für viele Kolleg/innen die IST relevant. Es ist dennoch ein Hohn dass die KV-Gehälter nur um 7% steigen. Die Ist-Löhne steigen um 5,4% plus 75 Euro. Die Gewerkschaftsführung sagt für die unteren Lohngruppen heißt das „bis zu“ 8,9%. Im Schnitt sind es 7,4%. Sockelbeträge sind prinzipiell eine gute Sache, wenn sie hoch genug sind (z.B. 500 wie bei der Bahn gefordert). Dadurch dass aber die KV-Löhne weniger steigen als die Ist-Löhne besteht die Gefahr dass mit dem Argument Rezession Leute abgebaut werden und dann später Neueinstellungen – Leiharbeitskräfte z.b. wo die Entlohnung sich an den KV Mindestlöhnen richtet – billiger sind. Das Lohnniveau wird gedrückt, die Reallöhne sinken. Die Lehrlinge bekommen überhaupt erst in zwei Jahren 1050,- (die Pro-Ge schreibt auf Facebook ab 1.1.2023 kommt man auf über 1000,- Euro im ersten Lehrjahr, aber auch das ist erst in einem Jahr). Die Biennalsprünge werden nicht erhöht, was weitere Reallohnverluste in der Zukunft bedeutet.
The point is: Die Gewerkschaftsführung hat die Warnstreiks abgeblasen und verkauft jetzt Reallohnverluste als Reallohngewinne weil sie auf der durchschnittlichen Jahresinflation beharrt, die schlicht ein Hinterherhinken hinter der Wirklichkeit ist. Das Ergebnis wäre gut wenn es letztes Jahr stattgefunden hätte. Durchschnittliche Inflationsrate des letzten Jahres macht dann Sinn wenn man sich in einer Situation sinkender Inflation befindet – davon sind wir im Moment weit entfernt. Mit Streiks wären 10% möglich gewesen, auf KV Löhne und IST-Löhne. Vor allem wenn mehrere Branchen parallel gestreikt hätten. Die Metallverhandlungen sind immer eine Benchmark für die anderen Branchen. Es hätte sich eine Streikbewegung entwickeln können wenn mehrere Branchen gleichzeitig gestreikt hätten. Das wollte vermutlich die Gewerkschaftsführung verhindern (vielleicht auch weil die SPÖ jetzt schon sehr spekuliert in der nächsten Regierung zu sein und Grad betont wie gut sie mit der Industrie ist – da wollten sie die wohl nicht verärgern). Die Voraussetzungen für die restlichen Branchen sind nun schlechtere – aber es ist kein Naturgesetz, dass die Metaller/innen am höchsten abschließen. Mit entschlossenem Kampf ist auch dort mehr möglich.
Wir müssen Initiativen von unten in den Gewerkschaften zur Vernetzung jener setzen die eine solche Bewegung gegen Reallohnverluste organisieren wollen, wenn nötig mit Streiks. Auch um zu verhindern, dass, wenn es Reallohnverluste gibt, das nicht von der extremen Rechten ausgenutzt wird. Und Arbeitnehmer/innen brauchen endlich eine eigene Partei in der sie sich organisieren können und die Instrument im Kampf sein kann.
