Dies sind drei Artikel die sich mit der aktuellen turbulenten Situation in Sri Lanka auseinandersetzen und zunächst auf http://www.socialistworld.net veröffentlicht wurden. Wir veröffentlichen sie in umgekehrter chronologischer Reihenfolge (also der aktuellste Artikel oben). Zuunterst findet ihr einen Aufruf der United Socialist Party (USP, CWI in Sri Lanka) an andere linke Organisationen in Sri Lanka.

Sri Lanka: Regierung setzt brutale Unterdrückung fort

31.8. 2022 – Am Tag der Bekanntgabe des vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geführten „Interimsbudgets“ für Sri Lanka wurden Tausende von Demonstrierende in den Straßen der Hauptstadt Colombo brutal angegriffen. Mehr als 22 Personen wurden verhaftet und werden ohne Anklage festgehalten. Es handelte sich um einen sehr friedlichen Protest, der die Freilassung der zuvor verhafteten Studentenführer forderte. Der Vorsitzende der Interuniversitären Studentenvereinigung (IUSF) und viele andere wurden unter dem Gesetz zur Verhinderung von Terrorismus (Prevention of Terrorism Act, PTA) festgenommen und sind noch immer nicht freigelassen. Dieser brutale Akt wird von den westlichen Regierungen und ihren Institutionen völlig ignoriert, da die srilankische Regierung kurz vor einer Einigung mit dem IWF steht.

Am selben Tag fanden in London und in anderen Ländern Proteste statt, bei denen Auskunft über das Schicksal zehntausender Verschwundener gefordert wurde. Die US-Botschafterin in Sri Lanka, Julie Chung, veröffentlichte einen völlig verfälschten Tweet über die Verschwundenen in Sri Lanka, äußerte sich aber nicht zu den Verhaftungen, die am selben Tag stattgefunden hatten. In der Vergangenheit gaben westliche Institutionen wie die Europäische Union (EU) und die Vereinten Nationen vor, die Menschenrechte in Sri Lanka zu verteidigen und forderten die Regierung auf, das PTA abzuschaffen. Es war auch Teil der Vereinbarung über die Gewährung von Steuervergünstigungen für Sri Lanka durch die EU (ein „Vorteil“ für Sri Lanka, die Zölle nicht senken zu müssen, wenn es nicht handelsbezogene Konventionen umsetzt, um bevorzugten Zugang zu erhalten). Da die derzeitige Regierung eine prowestliche neoliberale Politik verfolgt, wird jegliche Kritik an der Unterdrückung von diesen Institutionen gedämpft.

Die Wut auf die derzeitige Regierung ist noch nicht verflogen. Es gibt wieder Warteschlangen für Treibstoff. Der Mangel an Kerosin hat das Leben der Fischer*innen und der meisten Arbeiter*innen in den Bergen ruiniert. Doch die Regierung ist entschlossen, weitere Angriffe auf die Armen zu verüben. Verängstigt durch die Möglichkeit, dass sich weitere Kämpfe entwickeln könnten, sorgt die Regierung dafür, dass sie mit der „vollen Härte des Gesetzes“ gegen jede Art von zivilem Ungehorsam vorgeht. Sie setzt archaische Gesetze ein, um alle Proteste zu unterbinden. Das drakonische PTA wird gegen friedliche Demonstrierende eingesetzt, um sie monatelang ohne Anklage festzuhalten. Darüber hinaus werden die Polizei und die Armee voll mobilisiert, um sich auf die Unterdrückung von Studierenden- und Arbeiter*innenprotesten zu konzentrieren.

Zu dem Protest am 30. August hatte die IUSF vor allem aufgerufen, um die Freilassung aller in der Vergangenheit verhafteten Personen zu fordern, darunter auch ihres Vorsitzenden Wasantha Mudalige. Der Protest sollte vom Stadtteil Maradana in Colombo ausgehen. Sie wurde jedoch von über tausend Polizist*innen in Einsatzkleidung und bewaffnet mit Wasserwerfern und Tränengas schnell aufgelöst. Ohne jegliche Provokation griff die Polizei die Demonstrierenden im Vorfeld an und verhaftete viele, die an der Spitze des Marsches standen. Diejenigen, die flohen, wurden ebenfalls verfolgt und angegriffen.

The government aims to carry out brutal repression to carry through its attack on public services and living conditions. Attempts to frighten the population with draconian laws and methods must not be tolerated. The workers’ movement must wage a solid response to this. Trade unions must come forward to take concrete actions such as a general strike. As recently as 24 August, the union leaders had met with western diplomats and ambassadors to request their support for the abolition of the PTA and to oppose the repression. This is like asking the wild wolf to protect the sheep! They must instead come forward to take direct action against the government and the IMF-led budget.

Die Regierung wird brutale Repression einsetzen, um ihren Angriff auf die öffentlichen Dienste und die Lebensbedingungen durchzusetzen. Die Versuche, die Bevölkerung mit drakonischen Gesetzen und Methoden einzuschüchtern, dürfen nicht toleriert werden. Die Arbeiter*innenbewegung muss darauf eine solide Antwort geben. Die Gewerkschaften müssen sich zu konkreten Aktionen wie einem Generalstreik entschließen. Erst am 24. August hatte sich die Gewerkschaftsführung mit westlichen Diplomaten und Botschaftern getroffen, um sie um Unterstützung für die Abschaffung der PTA und gegen die Repression zu bitten. Das ist so, als würde man den wilden Wolf bitten, die Schafe zu beschützen! Die Gewerkschaften müssen stattdessen direkte Maßnahmen gegen die Regierung und den IWF-geführten Haushalt ergreifen.

Die Vereinigte Sozialistische Partei (United Socialist Party, USP, CWI in Sri Lanka) verurteilt den Angriff auf den IUSF-Protest aufs Schärfste und fordert die sofortige Freilassung aller Verhafteten.

Die USP fordert:

* Demonstrationsrecht und freie Meinungsäußerung für alle.
* Vollständige Abschaffung der PTA.
* Sofortiger Rückzug der Armee aus den Straßen.
* Für einen eintägigen Generalstreik mit einer Massenmobilisierung zur Wiederbelebung der Bewegung, gegen den geplanten Angriff auf alle öffentlichen Dienste und die sich verschlechternden Bedingungen für Arbeiter*innen und Arme. Die Gewerkschaften sollten ebenfalls einen Generalstreik/Hartal planen, um das derzeitige repressive Regime zu vertreiben.
* Nein zum IWF-geführten Haushalt! Nein zum Verkauf von Ressourcen an den Westen, China oder Indien.
* Bildung von Komitees aus der Bevölkerung („people’s councils‘) im ganzen Land, um eine alternative Massenplattform zu schaffen, die die Forderungen der Massen umsetzt und den Weg für eine von den Arbeitern geführte Regierung ebnet.

Sri Lanka: Demonstrationsrecht verteidigen!

25.8. 2022 – Am 18. August griff der neu ernannte Präsident von Sri Lanka eine von der Inter-University Students Federation (IUSF) organisierte Demonstration in Colombo brutal an. Die IUSF spielte eine Schlüsselrolle während der #GotaGoGama-Bewegung (Occupy Galle Face), die eine wichtige Rolle beim Aufbau des Massenaufstands spielte, der den ehemaligen Präsidenten Gotabaya Rajapakse zum Rücktritt zwang. Sie waren die größte organisierte Gruppe am permanenten GotaGoGama-Protestplatz im Galle Face Green in Colombo.

Während des Protestes am 18. August forderten friedliche Student*innen / Aktivist*innen die Abschaffung der Exekutivpräsidentschaft, die Einführung einer neuen Verfassung, die Freilassung aller inhaftierten Demonstrant/innen, die Bereitstellung von Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung, die Einrichtung von Komitees aus der Bevölkerung („people’s councils*)  und die Aufnahme des akademischen Betriebs in den Schulen und Universitäten Sri Lankas, die in den letzten drei Jahren geschlossen waren.

Der Marsch begann am Lipton-Kreisverkehr und sollte zum Fort-Bahnhof führen. Die Regierung setzte mehr als 500 Bereitschaftspolizist*innen, Polizist/innen und die Police Special Task Force (eine der Polizei angegliederte paramilitärische Gruppe) gegen die unbewaffneten, friedlichen Studierendenproteste ein. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Student*innen vom Union Place über den Ward Place, die Borella-Kreuzung, die Borella-Friedhofskreuzung und schließlich Narahenpita zu vertreiben.

Während des Angriffs wurden insgesamt 20 Personen verhaftet, darunter auch der Vorsitzende der IUSF, Wasantha Mudalige, und ein Aktivist der Zivilgesellschaft, Chintaka Rajapaksa. Einige Studierende und Aktivist*innen wurden bei der Verhaftung von der Polizei brutal angegriffen. Zwei studentische Mönche waren seit ihrer Verhaftung 3-4 Stunden lang verschwunden. Die Polizei verheimlichte absichtlich ihren Aufenthaltsort, indem sie Anwälten falsche Informationen gab, als diese die Stationen aufsuchten, an denen die Mönche festgehalten wurden. Es dauerte Stunden, bis die Anwälte schließlich alle 20 Festgenommenen ausfindig machen konnten.

Zum Zeitpunkt der Verhaftung war die Polizei nicht in der Lage, einen triftigen Grund für die Verhaftung anzugeben. Die Polizei hat die Studierenden unrechtmäßig daran gehindert, ihr demokratisches Recht auf Protest wahrzunehmen.

16 studentische Aktivist*innen wurden am nächsten Tag vom Aluthkade Magistrat gegen Kaution freigelassen. Der Aktivist Chintaka Rajapaksa wurde jedoch bis zum 26. August in Untersuchungshaft genommen. Der Vorsitzende der IUSF, Wasantha Mudalige, der Vorsitzende der Interuniversitären Bhikshu (buddhistische Mönche) Antharey, Galwewa Siridhamma, und das IUSF-Mitglied Hashan Jeevantha wurden unter dem Gesetz zur Verhinderung von Terrorismus (Prevention of Terrorism Act, PTA) 72 Stunden lang festgehalten. Am 21. August unterzeichnete Präsident Ranil Wickramasinghe einen Haftbefehl, wonach sie 90 Tage lang ohne Anklage inhaftiert bleiben, während untersucht wird, ob sie an einer „staatsfeindlichen Verschwörung“ beteiligt waren und mit einem „terroristischen Akt“ in Verbindung standen. Darüber hinaus wurden sie in ein Gefängnis in der Gegend von Tangalle verlegt, das fast 200 Kilometer von Colombo entfernt ist, so dass es für die Anwälte schwierig ist, ihnen die notwendige rechtliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass die Regierung ungerechtfertigte Gewalt gegen friedliche Demonstrierende anwendet. Diese Taktik wird schon seit langem angewandt. Sobald der derzeitige Präsident Ranil Wickramasinghe sein Amt angetreten hatte, befahl er am 22. Juli dem Militär, einen brutalen Angriff auf die #GotaGoGama-Basis in Galle Face Green zu verüben. Bei diesem Angriff wurden nicht nur Demonstrierende, sondern auch internationale und lokale Journalist/innen sowie einige Schaulustige vom Militär festgenommen, angegriffen und sogar gefoltert. Seitdem hat er immer wieder versucht, die Massenbewegung mit der ganzen Härte der Regierung zu unterdrücken.

Als Reaktion darauf veröffentlichte die IUSF eine offene Erklärung und eine Petition, in der sie die Öffentlichkeit und Organisationen aufforderte, die Unterdrückung durch den Staat zu verurteilen. Sie veröffentlichte auch einen umfassenden Bericht über die Versuche der Regierung, die #Aragalaya (Struggle, die breite Gruppierung, die die Bewegung mit initiiert hat) durch Angriffe aufzulösen.

Die Vereinigte Sozialistische Partei (USP, das CWI in Sri Lanka) verurteilte diese jüngsten Verhaftungen und forderte die sofortige Freilassung aller Demonstrierende und politischen Oppositionellen, die in den letzten Wochen verhaftet wurden, sowie die Abschaffung des PTA.

Neben dem Kampf um das Recht zu protestieren gibt es unmittelbare Kämpfe zum Schutz des Lebensstandards, da die Regierung erneut versucht, die Masse der Bevölkerung den Preis für den wirtschaftlichen Zusammenbruch zahlen zu lassen, der durch die Kombination der Politik des Rajapakse-Regimes und der Weltwirtschaftskrise verursacht wurde. Dazu gehört auch der Widerstand gegen umfassendere Angriffe wie den Vorstoß der Regierung zur weiteren Privatisierung.

Die im März begonnene Massenbewegung, die im Juli zum Sturz der Rajapakse-Clique führte, zeigte sowohl die Wut in der Gesellschaft als auch die enorme Stärke der Massenbewegung. Die USP unterstützt die laufenden Versuche, die Bewegung durch den Aufbau demokratisch gewählter Volksversammlungen in allen Teilen des Landes zu organisieren. Diese können eine wichtige Rolle bei der Organisierung eines Generalstreiks spielen, der die Protestbewegung gegen den Versuch der herrschenden Klasse, ihre vollständige Kontrolle wiederherzustellen, neu belebt. Innerhalb solcher Gremien und Bewegungen setzt sich die USP für eine von den Arbeiter*innen geführte Regierung ein, die auf der Grundlage der Verstaatlichung der wichtigsten Wirtschaftszweige damit beginnen kann, die Nutzung der Ressourcen des Landes demokratisch zu planen, um die Bedürfnisse der Massen zu befriedigen.

Ein offener Aufruf an sozialistische Organisationen:  Aufbau für eine sozialistische Zukunft in Sri Lanka

Die folgende Erklärung wurde von der Vereinigten Sozialistischen Partei (UNP, United Socialist Party, CWI in Sri Lanka) am 12. August an sozialistische Parteien und Gruppen in Sri Lanka adressiert.

Socialistworld.net

Wir befinden uns in Sri Lanka an einem entscheidenden Punkt, da die Kapitalistenklasse, der Staat, die Elite und ihre Institutionen, die regionalen Mächte, China und die westlichen imperialistischen Mächte ein gemeinsames Ziel haben: die Niederschlagung der Massenbewegung, die sich entwickelt hat – während sie gleichzeitig für ihre eigenen Interessen und Investitionen kämpfen. Die Kapitalist*innen haben gemeinsam keine Lösung für die Krise. Gelddrucken, Zinsanpassungen, Steuererhöhungen, Verkauf von öffentlichen Diensten, Land und lebenswichtigen Dienstleistungen an Kapitalist*innen, Lohnkürzungen und die Aufnahme weiterer Kredite mit drakonischen Auflagen waren die Methoden, auf die sie sich geeinigt haben. Dies ist für die kämpfenden Massen nicht akzeptabel, da es nur zu noch mehr Armut und Elend führen wird. Die Vertreter der Bourgeoisie sind bereit, maximale Gewalt anzuwenden und alles zu tun, was nötig ist, um ihre Kontrolle zu behalten. Sozialist*innen und Gewerkschaftsaktivist*innen sollten ihre Zusammenarbeit verstärken und zurückschlagen, um Repression zu verhindern und die Massenbewegung voranzubringen.

Das derzeitige Parlament repräsentiert nicht die Massen. Die Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten und aller 225 Parlamentsmitglieder wurde vom Militär unterdrückt. Aber die Massen haben ihre Macht und Stärke unter Beweis gestellt und gezeigt, dass alles möglich ist. Die Massen sollten den Scheinvorschlag einer „Übergangsregierung“ aus Plünderern nicht akzeptieren. Aber die Bewegung sollte eine Interimsregierung aus Vertretern der Arbeiter*innen, der Armen und der Unterdrückten organisieren, die Notmaßnahmen ergreifen kann, um die Krise, in der sich die Menschen befinden, zu lindern, und die Wahlen zu einer revolutionären verfassungsgebenden Versammlung organisieren kann, die über die Zukunft Sri Lankas entscheiden kann.

Wir begrüßen die Forderungen, die bisher von den Massen und Aragalaya („Struggle“) artikuliert wurden, auch wenn diese Forderungen noch etwas begrenzt sind, da sie die kapitalistischen Wurzeln dieser Krise nicht in Frage stellen. Aber selbst um diese Forderungen durchzusetzen, brauchen wir eine starke Beteiligung der organisierten Arbeiter*innenklasse und den Aufbau einer demokratisch organisierten Massenorganisation, die ein alternatives sozialistisches Programm vorlegt. Sozialist*innen können zusammen mit unseren Unterstützer*innen in der organisierten Arbeiter*innenbewegung eine Initiative in diese Richtung ergreifen.

Wir haben in der Vergangenheit viele Diskussionen auf der Linken geführt, um unsere Arbeit in bestimmten Fragen zu koordinieren und uns möglicherweise auf ein allgemeines Programm zu einigen. Die JVP-Führer, obwohl sie behaupten, links und sogar marxistisch zu sein, haben sich nie auf solche demokratischen Diskussionen eingelassen oder auch nur versucht, auch nur annähernd ein sozialistisches Programm vorzulegen, da sie in der Praxis innerhalb des Kapitalismus arbeiten. Der Rest der LSSP, die kommunistischen Parteien und einige andere kleine Organisationen agieren und agierten opportunistisch, indem sie wiederholt Bündnisse mit kapitalistischen Parteien eingegangen sind, sich an Koalitionsregierungen beteiligt haben und nichts mehr mit dem Aufbau der sozialistischen Kräfte zu tun haben. Wir müssen an die einfachen Mitglieder und jene Unterstützer*innen, die kämpfen wollen, appellieren, mit ihnen zu brechen, um zu einem sozialistischen Programm zu gelangen. Wir haben in der Vergangenheit auch argumentiert, dass die bloße Zusammenarbeit einiger sozialistischer Gruppen allein nicht ausreicht, um eine Massenorganisation zu schaffen; aber gemeinsame Aktionen zu einem klaren Programm können ein Ausgangspunkt sein, um einen breiteren Teil der Arbeiter*innenklasse einzubeziehen, insbesondere die organisierten Arbeiter*innen in den Gewerkschaften.

In Anbetracht der Vorgeschichte könnte es große Schwierigkeiten geben, ein gemeinsames allgemeines Programm zu entwickeln, auf das wir uns alle einigen können. Gemeinsame Aktionen auf der Grundlage konkreter Forderungen, denen alle zustimmen, könnten jedoch stattfinden, während darüber diskutiert wird, was ein klares Programm enthalten sollte. Die USP wird weiterhin für ein sozialistisches Programm kämpfen, da wir der Meinung sind, dass es auf kapitalistischer Grundlage keine Lösung für die gegenwärtige Krise geben kann. Wir schlagen allen linken Parteien, Gewerkschaften und Sozialisten vor, ein sozialistisches Programm vorzulegen und die Arbeiter*innenklasse und die kämpfenden Massen für dieses Programm zu gewinnen.

Alle Vertreter*innen der Kapitalist*innen ablehnen.

Gemeinsam sollten wir die kämpfenden Massen dazu aufrufen, alle pro-kapitalistischen Vertreter*innen abzulehnen, da sie versuchen, das gegenwärtige System zu retten. Es darf kein Vertrauen in eine der kapitalistischen Parteien geben. Jedes Interimsabkommen mit den Vertreter*innen der Kapitalist*innen kann die Bewegung nur destabilisieren und schwächen. Stattdessen müssen wir unsere eigene politische Plattform aufbauen. Mit einer demokratischen föderalen Struktur und einem klaren Programm könnten wir wichtige Teile der Gesellschaft und die Massen zusammenbringen. Die Einrichtung eines „Volksrats“, der lediglich die kapitalistische Regierung unterstützen soll, wird den Bedürfnissen der Massen nicht gerecht werden.

Welche Organisation?

Es zeichnet sich ein Konsens darüber ab, dass in den Dörfern und Städten demokratisch organisierte Komitees  oder Ausschüsse gebildet werden müssen, um den Widerstand zu organisieren und die Verteilung der Güter demokratisch zu überwachen. Dies sollte jedoch die Beteiligung von Arbeiter*innen, Bäuer*innen und anderen wichtigen Aktivist*innen im Sinne einer echten Vertretung beinhalten. Es sollten demokratische Strukturen geschaffen werden, in denen die Delegierten gewählt werden und den Komitees gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Es sollte darüber diskutiert werden, welche Rolle diese Ausschüsse spielen können. Können diese Komitees z. B. die Verantwortung für Betriebe übernehmen, die wichtige Güter produzieren und größtmöglichen Einfluss auf sie ausüben, wie betriebliche Gewerkschaftsgruppen aufgebaut und integriert werden, können sie Bäuer*innen und Jugendliche zusammenbringen usw. Es sollte eine offene Diskussion über die Art der Ausschüsse geführt werden, und es sollte daran gearbeitet werden, solche Ausschüsse aufzubauen, was eine dringende Aufgabe ist. Diese Komitees können durch gewählte Delegierte ein nationales Gremium bilden. 

Dieses Gremium kann auch die politische Repräsentation festlegen und entscheiden, welche Art von Verfassung erforderlich ist usw. Das nationale Gremium kann dabei helfen, wichtige Unterausschüsse zu bilden, z. B. Verteidigungskomitees, die die Demonstrierenden vor Angriffen der Sicherheitskräfte und der Regierungsanhänger schützen. Ein solches Komitee wird auch an die einfachen Soldat*innen appellieren, sich am Schutz der Massen zu beteiligen. Es ist keine leichte Aufgabe, dies zu organisieren, ohne mit den staatlichen Institutionen in Konflikt zu geraten, die für sich in Anspruch nehmen, die Macht zu haben, die Gesellschaft zu organisieren. Daher sollte auch die Übernahme von Schlüsselinstitutionen und deren Überführung unter die demokratische Kontrolle der Massen organisiert werden.

Welches Programm?

Wir müssen zumindest bei den wichtigsten Forderungen, die für jede sozialistische Organisation von grundlegender Bedeutung sind, eine gemeinsame Stimme bilden. Der Aufruf zur Massenmobilisierung sollte mit der Aufforderung an die organisierte Arbeiter*innenklasse verbunden sein, Maßnahmen wie einen Generalstreik zu ergreifen. Wir müssen für den Schutz der verstaatlichten Dienstleistungen kämpfen und sie unter die demokratische Kontrolle der Arbeiter*innen stellen – Überführung der Kommandozentralen der Wirtschaft in öffentliches Eigentum – Einführung eines angemessenen Mindestlohns für alle Arbeiter*innen. Freihandelszonen und besondere Zugeständnisse an ausländische Investoren zur Superausbeutung müssen abgeschafft werden – Gewerkschaften und Arbeiter*innenorganisationen müssen demokratisch und unabhängig von kapitalistischen Parteien organisiert werden, usw. 

Wir müssen die völlige Abschaffung und Nicht-Bezahlung der Schulden fordern. Dies gilt auch für Mikrokredite. Zum Beispiel müssen alle Schulden der Bäuer*innen sofort gestrichen werden. Wir sollten auch jedes Abkommen mit dem IWF und die Ausplünderung durch die indischen und chinesischen Kapitalisten ablehnen. Es sollte ein internationaler Aufruf zu Solidaritätsaktionen und Unterstützung erfolgen, insbesondere für die Arbeiter*innen in der südasiatischen Region. Die Forderung nach der Abschaffung der exekutiven Präsidentschaft und drakonischer Gesetze, wie dem Gesetz zur Verhinderung von Terrorismus und der gewerkschaftsfeindlichen Gesetzgebung, macht eine vollständige Änderung der Verfassung und eine völlige Neuordnung der Gesellschaft erforderlich. Die Forderung nach einer demokratisch gewählten revolutionären verfassungsgebenden Versammlung ist von entscheidender Bedeutung, um dieser Notwendigkeit gerecht zu werden und die Neuorganisation der Gesellschaft vorzubereiten. Dies kann zu einer von den Arbeiter*innen geführten Regierung und der Einführung einer demokratisch geplanten Wirtschaft führen.

Solche Forderungen sollten in all unseren Materialien und Kampagnen artikuliert werden. Während wir die Pressefreiheit, die freie Meinungsäußerung und alle demokratischen Rechte verteidigen, sollten Sozialist*innen auch ihre Position zur nationalen Frage deutlich machen, wenn wir Arbeiter*innen aller Ethnien vereinen wollen.

Wir müssen mutig für eine sozialistische Alternative eintreten

Einige Organisationen, wie die JVP, verwenden marxistische Rhetorik, aber in Wirklichkeit vertreten sie weder sozialistische Ideen noch arbeiten sie am Aufbau der Kräfte des Sozialismus. Die Zusammenarbeit mit Kapitalist*innen und Verteidiger*innen des Kapitalismus wird mit dem Argument gerechtfertigt, dass es in dieser Phase keine Massenunterstützung für sozialistische Veränderungen gibt. Dies ist genau das Gegenteil der Strategie von Lenin und den Bolschewiki im Jahr 1917, als sie daran arbeiteten, die Unterstützung der Mehrheit für „Alle Macht den Sowjets“ und sozialistische Ideen aufzubauen.

Wir wissen, dass keine Massenbewegung „rein2 ist oder sich geradlinig entwickelt. Wirtschaftliche und soziale Forderungen, die die Massen artikulieren, können sie dazu bringen, einen Bewusstseinssprung zu machen, um die Begrenztheit des Kapitalismus und die Unfähigkeit, dauerhafte Lösungen innerhalb der Grenzen des Kapitalismus zu erreichen, zu erkennen. Aber sozialistische und linke Organisationen, einschließlich der Gewerkschaften, müssen die Diskussionen darüber offen und mutig führen und die notwendigen konkreten Schritte vorschlagen, die unternommen werden müssen. So können wir daran arbeiten, das Vertrauen der Massen in sozialistische Ideen zu stärken. Die Massen suchen nach einer Alternative. Wir müssen klar machen, dass die Alternative eine sozialistische ist.