Am 26.1. fand ein weiterer Schulstreik statt. Die AKS hatte ihn nach dem Warnstreik am 18.1. als „Großstreik“ angekündigt.
Es ist gut dass der Streik stattfand. Die Schüler/innen leiden seit fast drei Jahren unter den Auswirkungen der Pandemie – es ist Zeit dass ihr Anliegen Gehör findet. Über die letzten drei Jahre hat sich einiges an Frustration angesammelt, viele haben Mental Health Probleme und es gibt Defizite durch das Distance Learning.
Diesmal gab es zwar zentrale Demonstrationen sodass die Schüler/innen von verschiedenen Schulen zusammen kommen konnten, aber die Demonstrationen waren dennoch eher klein gehalten im Vergleich zu vergangenen Schulstreiks – es war kein „Großstreik“. Das liegt zwar zum Teil an der Pandemie, hat aber auch seine Gründe in der Art und Weise wie mobilisiert wurde.
Im Unterschied zum Warnstreik letzte Woche hat diesmal nur die AKS aufgerufen, nicht die Plattform der verschiedenen Schulsprecher/innen. Das ist schade. Denn es scheint, dass die AKS Führung versucht, die Bewegung in Richtung SPÖ zu kanalisieren und entsprechend zu kontrollieren. Angesichts der instabilen Regierung und der Tatsache dass Jugendliche ab 16 wählen können schielt die SPÖ nämlich auf die Stimmen der 16-18-jährigen. Das drückt sich in einer Reihe von Dingen aus.
Der Streik war relativ top down organisiert und es wurde nur zum Teil an den Schulen mobilisiert. Es hätte Komitees an den Schulen gebraucht, die einen Streik vorbereitet hätten. Diese hätten im Vorfeld Streikvorbereitungstreffen und Versammlungen an den Schulen organisieren können – am besten in Freien aufgrund der Pandemie – man hätte durch die Klassen gehen können, um die Schulen auf die Straße zu bringen. Diskussionen hätten geführt werden können, wie man dem Druck durch die Direktoren standhält, wenn diese versuchen Schüler/innen vom Streik abzuhalten.
Das Thema wurde diesmal von der AKS auf die Matura beschränkt, was die Zahl der betroffenen Schüler/innen noch mal verringert hat auf de facto den diesjährigen Matura Jahrgang. Diese Beschränkung hat damit zu tun, dass es der SPÖ nicht wehtut, Erleichterungen für den diesjährigen Maturajahrgang zu fordern, weil das eine einmalige Frage ist, das das System nicht in Frage stellt und sie nicht in der Regierung sind. Vom Leistungsdruck (und den unzureichenden Covid-Schutzmaßnahmen) sind aber auch die anderen Jahrgänge betroffen. Auch sie werden Defizite nächstes Jahr haben und wieder vor einem ähnlichen Problem stehen. Einen wirklich schlagkräftigen Schulstreik kann man nur organisieren, wenn nicht nur der Maturajahrgang mobilisiert wird – und es sind ja alle Schüler/innen von den Auswirkungen der Pandemie auf das Bildungssystem betroffen.
In den vergangenen Jahren gab es mehrmals große Schulstreiks gegen die Einführung der Zentralmatura. Die Forderung nach einer Rückkehr zum alten System, in dem es doch größere Flexibilität gegeben hatte, und in dem sozial benachteiligte Schulstandorte nicht gar so benachteiligt waren, wäre etwas das vielleicht auch die künftigen Maturajahrgänge mobilisieren könnte. Oder es könnte eine Alternative zur Matura gefunden werden, dass als Voraussetzung für eine Zulassung zu einem Studium z.B. nicht mehr eine Abschlussprüfung wie die Matura nötig ist, sondern ein Zeugnis über eine abgeschlossene höher bildende Schule.
Beim ersten Schulstreik war auch der Leistungsdruck in der Volksschule Thema, da die vierten Klassen gute Zeugnisse für den Übergang in die AHS benötigen. Das ist etwas, das auch die Solidarität der Eltern an Bord geholt hätte. Die Forderung einer echten Gesamtschule mit ausreichend Finanzierung hätte zu einer breiteren Ausstrahlung des Streiks geführt. Der ÖGB und Gewerkschaftsaktivist/innen müssten Solidarität organisieren – von den Lehrer/innen und Eltern, die eben auch betroffen sind.
Das eigentliche Problem ist das kapitalistische Profitsystem, das Bildung darauf ausrichtet, Arbeitskräfte zu produzieren. Daher auch der Leistungsdruck und das Bestehen der ÖVP auf einer „normalen“ Matura. In einer sozialistischen Gesellschaft hingegen würden die Interessen, Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen sowie die Interessen der Gesellschaft als ganzes im Mittelpunkt stehen – nicht die Profite der Unternehmen. Abgesehen davon, dass es keine zwei Klassenbildung, die in Österreich durch die Trennung in AHS und Mittelschule ab der 5. Schulstufe tief verankert ist, mehr geben würde, würde Bildung besser finanziert werden und völlig anders organisiert sein.
Gleichzeitig hat sich gezeigt dass egal wie der Bildungsminister heißt, genau diese Interessen in einer prokapitalistischen Regierung im Vordergrund stehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die SPÖ diese Bewegung missbraucht, um Stimmen zu fischen oder dass sie durch die AKS die Forderungen der Bewegung kontrolliert und beschränkt. Jugendliche sind kein Wahlvieh – wir müssen eine Partei aufbauen, die unsere Interessen tatsächlich vertritt und mit der Jugendliche weitergehende politische Forderungen aufstellen können. Das sind weder Grüne noch SPÖ. Die KP Graz und Links müssen dringend Initiativen setzen um Schritte in Richtung einer neuen Partei der Arbeitnehmenden und Jugend zu setzen die auf Bewegungen wie zb Schulstreiks aufbaut – damit wir endlich eine echte politische Alternative haben.
- Für Komitees um schlagkräftige Schulstreiks zu organisieren
- Für ein Programm dass breit mobilisieren kann – nicht nur um die Frage der diesjährigen Matura-
- Für die Möglichkeit der Aufnahme an die Unis mit einem Abschlusszeugnis der achten Klasse
- Nein zur Zentralmatura – für die Rücksichtnahme auf Schwächen – nicht nur aufgrund der Pandemie
- Für echte Covid-Schutzmaßnahmen an den Schulen – Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern sollten demokratisch gemeinsam entscheiden können wie für die Sicherheit ihrer Gesundheit gesorgt werden kann
- Mehr Ressourcen für die Schule – kein Sparen an der Bildung
- Für eine echte Gesamtschule mit ausreichend Finanzierung – keine Abgleichung nach unten, sondern nach oben
- Für eine Schule die nicht auf Leistungsdruck ausgerichtet ist – nein zum kapitalistischen Profitsystem, das Bildung nur als Produktionsstätte zukünftiger Arbeitskräfte sieht
- Die Parteien die es gibt, vertreten uns nicht – für den Aufbau einer neuen Partei der Arbeiter/innen und Jugendlichen. KP Graz und LINKS sollen Schritte in diese Richtung setzen.
- Für eine sozialistische Gesellschaft die mit dem kapitalistischen Profitsystem bricht und in dem die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen
Sozialistische Offensive hat die Schulstreiks unterstützt und am 26.1. teilgenommen – hier findet ihr das Flugblatt das wir verteilt haben:
