Artikel vom 3. November 2021 – nach Abbruch der Verhandlungen:
Heute Nacht wurden die Verhandlungen für den Metaller-KV abgebrochen. Es ist gut dass die Metaller/innen streiken. Punktuelle Warnstreiks wie diesmal gab es schon 2018. Und es gab die Streiks 2011. 2011 wurden über vier Prozent erzielt, was zeigt dass Streiks tatsächlich effektiv sind. Die Arbeitgeber rächten sich im Jahr darauf mit dem Aufbrechen des Metaller-KVs in unterschiedliche Teilbereiche. Es wurden in den Jahren darauf zwar immer einheitliche Anschlüsse erzielt, dennoch schwächt das zeitliche Auseinanderziehen der Verhandlungen den Kampf. In der Auto Industrie oder im Bergbau gibt es erst ab Donnerstag Warnstreiks da die Verhandlungen dort erst in der zweiten Runde sind und die Gewerkschaft diese nicht stören wolle. Besser wäre ein gleichzeitiger Streik in mehreren Betrieben als Mittwoch hier und Donnerstag da. Gut ist, dass die Gewerkschaftsführung als ein Ziel einen gemeinsamen Kollektivvertrag für die gesamte Branche als eines der Kampfziele ausgegeben hat. Es ist gut, die aktuelle Dynamik und die relativ günstige Situation zu nutzen, um den Kampf dauerhaft zu stärken und die Angriffe von 2012 zurück zu schlagen.
Es ist auch gut, dass für nächste Woche weitergehende befristete Streiks angekündigt sind. Die Gewerkschaftsführung spekuliert dass die Arbeitgeber übers Wochenende einknicken und eine Einigung übers Wochenende möglich ist, sodass sie die Streiks dann absagen kann. Aber die Gewerkschaftsführung sollte nicht selbst entscheiden was die rote Linie ist und welcher Abschluss gut genug ist, sodass die Streiks abgeblasen werden können. Nicht die Verhandlungsführenden allein sollen entscheiden wie viel genug ist, sondern die Betroffenen. Die Kolleg/innen sind keine Knöpfe die beliebig ein und ausgeschaltet werden können. Die Inflation ist auf Zehnjahreshoch. Die Leute lassen sich nicht einfach mit einem dreier vor dem Komma mehr abspeisen. Es muss eine ordentliche Reallohnsteigerung herausschauen. Eine solche ist tatsächlich am besten umsetzbar – und noch mehr – wenn nächste Woche richtig gestreikt wird.
Die Kolleg/innen sollten in ihren Betrieben demokratisch entscheiden wie der Streik bei ihnen abläuft und ob das Ergebnis genug ist. Gleichzeitig braucht es tatsächlich einen gemeinsamen Streik über die Branchen hinweg, denn die Inflation betrifft alle. Nur so können auch die schwächeren Branchen gestärkt werden.
Es braucht daher einen branchenübergreifenden bundesweiten Streiktag mit einer gemeinsamen Demonstration als Teil eines Eskalationsplans. Als Vorbereitung dieser Mobilisierung könnten in den Bundesländern regionale Kundgebungen und Demonstrationen stattfinden in denen die Leute aus den Betrieben zusammen kommen. Gleichzeitig braucht die Gewerkschaft eine langfristige Strategie um mögliche Angriffe der Arbeitgeber auf die Kampfkraft wie nach 2011 abzuwehren, wenn nötig ebenfalls mit Kampfmaßnahmen.
Unser Artikel vom 22.Oktober 2021:
Lohnrunden: Für einen bundesweiten, branchenübergreifenden Streiktag als ersten Schritt!
Die Verhandlungen der Metaller/innen sind gestern abgebrochen worden. Warnstreiks stehen im Raum, nächste Woche soll die Streikfreigabe abgesegnet werden. Gleichzeitig sieht es auch beim Handel nach einer Konfrontation aus.
Die Arbeitgeber sind nicht bereit die Reallöhne zu erhöhen, das zeigt sich in Branche nach Branche. Die Gewerkschaftsführung versucht für gewöhnlich die Proteste fein säuberlich zu trennen, aus Angst die Kontrolle über die Dynamik zu verlieren. Sie setzen lieber auf ‚punktuelle‘ Aktionen und hoffen dass Säbelrasseln genug ist um die Arbeitgeber in die Knie zu zwingen. Es braucht aber erstens geeinte und zweitens entschlossene Aktionen.
Wir brauchen einen branchenübergreifenden bundesweiten Streiktag als ersten Schritt. Das hilft auch Kolleg/innen in Branchen die nicht so gut organisiert sind. Dieser darf nicht top down gestaltet sein, sondern aktiv und lebendig, mit einer gemeinsamen bundesweiten Demonstration und einem Eskalationsplan.
Zur Mobilisierung könnte es als ersten Schritt lokale öffentliche Betriebsversammlungen in den verschiedenen Regionen geben die Betriebs- und branchenübergreifend sind, im öffentlichen wie privaten Sektor.
Um die Propaganda der Arbeitgeber zu kontern müßte Material produziert werden die auch die jeweilige lokale Bevölkerung informiert. Das müsste auch beeinhalten dass wir uns nicht von dem Argument ‚aber die hohen Kosten‘ oder ‚aber die unsichere Lage‘ erpressen lassen, die nur darauf basieren dass man die kapitalistische Logik akzeptiert. Vielmehr müsste sich die Argumentation nach den Bedürfnissen der Menschen richten.
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Wie eine Gewerkschaftslinke aufbauen am Beispiel England:
